Willkommen

Welcome

English version please find below.

Hallo allerseits!

Was soll eigentlich diese Webseite?

Gibt es nicht schon mehr als genug “content” im Internet - zu so ziemlich jedem Thema unter der Sonne?

Oh ja.

Aber ich will ja auch keine Weltreligion starten oder den großen deutschen Roman des 21. Jahrhunderts veröffentlichen. Das überlasse ich anderen. Vielmehr will ich eine Antwort auf zwei simple Fragen:

Womit befasse ich mich in meinem Training in den mir verbleibenden aktiven Jahren?

Und was bedeutet dies für meine Kunden, die ich trainiere?

Ich bin jetzt (April 2022) 58 Jahre alt und habe den 3. Dan in Karate. Die Grundlagen meines Stils (Shotokan) und ihre praktische Anwendung in der Selbstverteidigung sitzen. Mit anderen Worten: Ich kann zwar längst nicht alles, aber ich kann alles, was ich können muss.

Was nun?

Wer lange im Kampfsport trainiert, erreicht irgendwann den Punkt, an dem nicht mehr viel Neues kommt. Jedenfalls, wenn man im gleichen Stil bleibt. Sicher, es gibt immer etwas, an dem man noch arbeiten kann: Stand, Schnelligkeit, Mut, was auch immer. Aber all dies unterliegt dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Jedes Bisschen an Optimierung kostet mehr und mehr an Mühe und Zeit. Und irgendwann findet man halt seinen Platz.

Ein Turnierkämpfer hat seine Lieblingstechniken und die Taktiken, die er braucht, um diese Lieblingstechniken zum Einsatz bringen zu können. Ein Breiten- und Freizeitsportler trainiert halt in seinem Verein mit und geht vielleicht noch gelegentlich zu einem Seminar. Und wer in Sachen Selbstverteidigung unterwegs ist, sollte sich eigentlich auf einige wenige, einfache und erprobte Techniken beschränken, die im Ernstfall automatisiert und verlässlich helfen. Weniger ist hier definitiv mehr.

Aber was macht ein Turnierkämpfer nach seinem letzten Turnier? Ist ein Breitensportler wirklich damit zufrieden, jahrein, jahraus die gleiche kombative Gymnastik zu betreiben? Und was macht jemand, der ursprünglich nur lernen wollte, sich zu verteidigen - und das jetzt soweit “beherrscht”, wie es realistisch möglich ist?

Vom Trainierenden zum Trainer zu mutieren, ist auch keine echte Antwort. Man verändert nur seine Rolle - so befriedigend das auch sein mag. Neue Inhalte kommen deswegen nicht zwingend dazu.

Auf der einen Seite droht somit extreme Langeweile. Auf der anderen Seite haben die Kampfkünste unfassbar viel zu bieten, womit man sich befassen kann. Im Laufe der Jahrhunderte ist da so einiges zusammen gekommen: Schlagen und Treten, Ringen, Beißen und Kneifen. Waffen mit und ohne Klinge. Waffen für die weite Distanz und für die Nahdistanz. Die Anatomie des Menschen und die Gesetze der Physik bleiben unabänderlich, aber in diesem Rahmen gibt es immer neue Variationen bekannter Prinzipien.

Wir stehen mitten in einer riesigen Schatzkammer mit vielen, schönen, funkelnden, nützlichen Dingen. Wir müssen nur die Hand ausstrecken und zugreifen. Allerdings können wir nicht alles auf einmal haben. Unsere Taschen haben sozusagen ein begrenztes Fassungsvermögen. In der Realität haben wir nicht genug Zeit, alles zu lernen, was es gibt. Wir müssen wählen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Wir brauchen Kriterien, um eine intelligente Wahl zu treffen. Bei mir hat sich da folgende Liste herausgeschält:

  • Ich will nur Neues lernen, das mich fasziniert. Dies kann eine neue Kampfstrategie sein oder eine neue Art, sich zu positionieren oder ein neuer Blick auf altbekannte Dinge. Oder ein Blick in einer fremde Kultur oder eine vergangene Zeit.

  • Ich will meinen natürlichen Bewegungsdrang austoben. Es entspricht der Natur des Menschen, zu rennen, springen, krabbeln, klettern, schlagen, werfen und so weiter und so fort. Ich gehöre nicht zu denen, die aus dieser offensichtlichen Erkenntnis eine Religion machen. Ich will einfach Spaß an der Bewegung haben und dabei meine Beweglichkeit erhalten.

  • Ich will nur etwas dazu lernen, das wenigstens theoretisch nützlich sein könnte. Auch deswegen habe ich zum Beispiel nur kurze Zeit historisches Säbelfechten trainiert. Dabei muss es nicht unbedingt eine Bereicherung meiner eigenen kämpferischen Fähigkeiten darstellen. Es genügt, wenn zum Beispiel Trainingspartner oder Kunden davon profitieren können.

  • Die Inhalte müssen halbwegs leicht verfügbar sein. Ich reise gern gelegentlich zu Seminaren an weiter entfernten Orten, aber ich habe nicht die geringste Lust, mehrfach in der Woche stundenlang in der U-Bahn zu sitzen, nur um etwas Bestimmtes von jemand Bestimmten zu lernen. Das heißt in aller Regel, dass Training in meiner Nachbarschaft möglich ist oder dass ich auf Bücher, DVDs, YouTube-Videos oder Ähnliches zurück greifen kann. Und ja, man kann so Neues lernen, wenn man weiß, was man tut, und alles durch Sparring testet.

  • Ich übe die Kontrolle aus. Ich spreche mich gern mit einem Trainingspartner ab, ich bin aber zu alt, um mich noch fremdbestimmt über Jahre durch irgendein Prüfungsprogramm anderer Leute zu quälen.

Ich möchte in der Schatzhöhle der Kampfkunst herumwühlen, bis ich ein Juwel finde, das mich besonders anspricht. Ich möchte es in die Hand nehmen, ins Lichte halten, es drehen und wenden. Ich möchte mich damit vertraut machen und es zu meinem machen. Und danach will ich weiter wühlen.

Die oben aufgeführten Kriterien sind nützlich, aber nicht ausreichend, um eine kluge Wahl zu treffen. Es gibt einfach zu viele funkelnde Juwelen. Ich brauche ein übergreifendes Ziel, um zu entscheiden, wofür ich Trainingszeit investieren will.

Was will ich erreichen? Oder besser formuliert: Was für ein Kampfkünstler will ich sein?

Wäre ich, zum Beispiel, ein jüngerer, athletischerer Mann als ich bin, so könnte es mich reizen, den Weg von Kampfkunst-Akrobatik zu gehen. Ich würde 540-Grad-Kicks und mit Salti Mortali eingesprungene Techniken üben.

Okay, ich müsste ein VIEL athletischerer und jüngerer Mann sein als ich bin.

Seufz.

Ich würde diese sogenannten “XMA” (extreme martial arts) dann noch mit Parcour kombinieren. Ich kann mir kaum eine beeindruckendere, coolere Weise vorstellen, sich zu bewegen. Abweichend von den Kriterien oben würde mich die kombative Praxistauglichkeit nicht im geringsten interessieren. Wer so fit ist, kann sich auch verteidigen.

So wie die Dinge liegen, werde ich mich wohl darauf beschränken, den Ura-Mawashi-Geri Yodan (Hakentritt auf Kopfhöhe aus der Drehung) zu üben. Der liegt im Rahmen meiner Möglichkeiten und ist auch cool. Irgendwie. Ein wenig.

Jemand mit einem militärischen Hintergrund sagte mir einmal, dass es sein Ziel ist, auf alle Distanzen kompetent kämpfen zu können: mit dem Sturmgewehr, der Pistole, dem Tomahawk, dem Messer und unbewaffnet. Für ihn ist das schlicht eine berufliche Grundqualifikation.

Ich bin kein Soldat, aber dieser Ansatz gefällt mir trotzdem. Ich muss ihn nur so variieren, dass er zu meinem Leben als Zivilist passt. Wir wäre es hiermit?

“Ich will auf alle Distanzen in jedem denkbaren zivilen Kontext mich oder andere kompetent und gesetzeskonform verteidigen können, sowohl unbewaffnet als auch mit Gegenständen. Und ich will all dies auch effektiv lehren können.”

Was bedeutet dies in der Praxis?

Mein praktisches Karate (zusammen mit diversen anderen Stilen, die ich mal trainiert habe) deckt den Bereich der unbewaffneten Selbstverteidigung recht gut ab. Wenn ich nicht gerade von einem Haufen Ninjas angegriffen werde, sollte ich klarkommen. Ich bin nicht wichtig genug, um zum Ziel von Profis zu werden.

Es ist in Deutschland gemäß § 42a Waffengesetz verboten, in der Öffentlichkeit Hieb- oder Stoß-Waffen und bestimmte Messer zu tragen. Waffen sind Gegenstände, die (unjuristisch formuliert) dazu gedacht sind, Menschen im Kampf zu verletzen. Kampfdolche und Teleskop-Schlagstöcke zum Beispiel scheiden somit aus. Doch es gibt genug andere Dinge, mit denen wir uns befassen können: Schweizer Taschenmesser und andere straßenlegale Gebrauchsmesser, Spazierstöcke und Wanderstäbe, kleine, harte Gegenstände aller Art, die als Schlagverstärker oder Wurfgeschosse dienen können, flexible Gegenstände (wie Gürtel oder Schale) oder auch Reizgas.

Und wie lerne ich all diese Dinge, wenn ich keine Lust habe, den Rest meiner Tage in diversen Shaolin-Klöstern zu verbringen?

Ganz einfach: eins nach dem anderen. Mein Trainingspartner und ich einigen uns auf ein bestimmtes Thema und erarbeiten uns die Inhalte. Wenn wir (nach einiger Zeit) mit dem zufrieden sind, was wir dann können, fangen wir mit etwas neuem an und drillen das alte Thema nur noch gelegentlich, um nicht zu vergessen.

Die Auswahl von Themen erfolgt nach den oben aufgeführten Kriterien. Dafür habe ich sie, und ich kann meine Trainingspartner in aller Regel mit meiner Begeisterung anstecken.

Nehmen wir ein etwas exotisches Beispiel: den Langstock. Darunter verstehe ich hier jeden Stock zwischen ca. 1,50m und ca. 1,80 m. Also alles zwischen einem “Jo” und einem “Bo” (für die Kobudo-Fans unter den Lesern). Wir sehen das nicht so eng.

Warum ist ein Langstock überhaupt von Interesse? Ich laufe gewöhnlich nicht mit einem herum. Aber jemand, der wandert, benutzt vielleicht einen Wanderstab. Und wenn man schon etwas dabei hat, kann es nicht schaden, es auch zur Verteidigung einsetzen zu können. Mir jedenfalls macht es auch einfach Spaß, mit einem großen Knüppel zu arbeiten. Das hat etwas archaisches und archetypisches.

Ich habe Zugriff auf Informationsquellen über Kampfsysteme mit dem Stock, dem aufgepflanzten Bajonett, der Streitaxt, der Lanze, dem Halbschwert und dem Jägerstock. Diese Systeme stammen aus England, Frankreich, Deutschland, Italien und Japan. Sie wurden im 14., 15., 17. und 19. Jahrhundert verfasst.

Ich freue mich schon darauf, all diese Inhalte zu einem sinnvollen Konzept zusammen zu fügen, das auch in den Kontext der zivilen Selbstverteidigung im 21. Jahrhundert passt.

Diese Webseite, insbesonde der Blog, wird dazu dienen, die Leser über das zu informieren, was ich bei meinen Studien erfahre und lerne. Es verspricht eine interessante Reise zu werden. Ich lade jeden ein, mich zu begleiten.

ENGLISH TRANSLATION

Hello everybody.

What is this website actually about?

Isn’t there enough content on the internet - about just about every topic under the sun?

Oh yes.

However, I don’t want to start a world religion or write the Great German Novel of the 21st century. That, I will leave to others. Much rather, I want an answer to two simple questions:

What will I study in my training in the active years remaining to me?

And what does this mean for the clients whom I train?

I am now (April 2022) 58 years old and hold a 3rd dan in karate. The basics of my style (shotokan) and their practical application, I have got down pat. In other words: I don’t know how to do everything by a wide margin, but I know everything I need to know how to do.

What now?

Whoever works out in the martial arts for a long time will reach a point when not many new things will come their way any longer. At least, if they stay within their style. Of course, there will always be something to work upon: stance, speed, courage, whatever. However, all this is subject to the law of diminishing returns. Every bit of opitimization costs more and more in effort and time. Somewhere along the line, you find your place.

A tournament fighter will have their favourite techniques and the tactics which they need to make those favourite techniques work. Somebody who only trains for recreational purposes will just do so in their gym and will go to a seminar on occasion. And anybody on the self-defense side of things should actually restrict themselves to a few simple and proven techniques which will work automatically and reliably in the case of an assault. Less is definitely more here.

Yet, what does a tournament fighter do after their last tournament? And will a recreational martial artist really be content engaging in the same combative calisthenics year in year out? And what will somebody do who originally only wanted to learn how to defend themselves - and has by now “mastered” this insofar as this is realistically possible?

Becoming an instructor is not really an answer, either. You only change your role - as gratifying as this may be. This will not necessarily add new content.

On the one hand, there is a threat of extreme boredom. On the other hand, the martial arts have such an incredible lot to offer which one can study. In the course of centuries, a lot has accrued: kicking and punching, wrestling, biting and pinching. Weapons with and without blades. Weapons for long range and close quarters. The human anatomy and the laws of physics remain immutable, but within this framework, there will always be new variations of known principles.

We are standing right in a gigantic treasure chamber with lots of beautiful, sparkling, useful things. We only have to reach out and help ourselves. However, we cannot have everything at once. Our pockets have limited capacity, as it were. In reality, we do not have enough time to learn everything there is. We must choose.

We are spoilt for choice.

We need criteria for an intelligent choice. With me, the following list has developed:

I only want to learn new things that fascinate me. This kann be a new combative strategy or a new way of positioning oneself or a new outlook on known things. Or a look into a strange culture or a past era.

  • I want to live out my natural drive to move. It is part of human nature to run, jump, crawl, climb, punch, throw and so on and so forth. I do not belong to those who have turned this simple realization into a religion. I just want to have fun moving and stay agile.

  • I only want to acquire knowledgde that could be useful at least in theory. Also for this reason, I onlypracticed historical sabre fencing for a short time. It does not necessarily have to enrich my combative abilities. It is enough if for example training partners or clients profit.

  • The contents must be halfway easily available. I do not mind occasionally traveling to seminars in more distant places, but I do not feel in the slightest like spending several hous every week on the tube only to be able to study something specific with somebody specific. This means, as a rule, that training is possible in my neighbourhood or that I can rely on books, DVDs, YouTube-videos or some such things. And yes, you can learn new things like this if you know what you are doing and test everything in sparring.

  • I am in control. I do not mind coordinating with a training partner, but I am too old to toil heteronomously through other people’s curricula.

I want to rummage through the treasure chamber of martial arts until I find a juwel that appeals to me especially. I want to take it in my hand, to hold it up to the light, turn it back and forth. I want to familiarize myself with it and make it mine. And then I want to rummage again.

The criteria listed above are useful but not sufficient to make an informed choice. There are just too many sparkling jewels. I need an overarching objective in order to decide what to invest training time in.

What do I want to achieve. Or to phrase it better: What sort of martial artist do I want to be?

If I were, for example, a younger, more athletic man than I am, I could become interested in taking the path of martial arts acrobatics. I would practice things like 540-degree-kicks and jumping techniques with summersaults.

Okay, I would have to be a MUCH more athletic and a MUCH younger man than I am.

Sigh.

I would then combine these so-called “XMA” (extreme martial arts) with parcour. I struggle to imagine a more impressive, cooler way of moving. Departing from the criteria listed above, I would not be interested in combative applicability at all. If you are that fit, you can defend yourself.

As things are, I will restrict myself to practicing the ura-mawashi-geri (spinning head-high hook kick). This lies within the limits of my abilities and is cool, too. Somehow. A little.

Somebody with a military background once told me that it is his objective to to be able to fight competently at all ranges: with the assault rifle, the pistol, the tomahawk, the knife and unarmed. For him, that is simply a basic professional qualification.

I am no soldier, but I nevertheless like this approach. I only have to vary it in a way that it suits my life as a civilian. How about this?

“I want to be able to competently and legally defend myself and others in any conceivable civilian context, unarmed as well as with objects. And I want to be able to teach this effectively.”

What does this mean in practice?

My practical karate (together with various other stiles which I have trained in at some time) covers unarmed self-defense rather well. Unless I get attacked by a posse of ninjas, I should be all right. I am not important enough to become the mark of professionals.

In Germany, it is illegal to carry impact or thrusting weapons and certain knives in public according to section 42a of the Weapons Act. In non-legalese, weapons are objects meant to injure people in a fight. Combat daggers and telescopic batons are thus excluded. Yet, there are enough other things we can interest ouselves in: Swiss army knives and other street-legal utility knives, walking canes and hiking staffs, small, hard objects that can serve as impact tools or missiles, flexible objects (like belts or scarves) or chemical mace, for that matter.

And how can I learn all these things if I do not feel like spending the rest of my days in various Shaolin monateries?

Quite simple: one thing after another. My training partner and I agree on a certain topic and work through the contents. If we (after some time) are satisfied with what we have learned to do, we start something new and only drill the old topic on occasion in order not to forget it.

The topics are chosen based on the criteria listed above. That is what I have them for, and generally, I can infect my training partners with my enthusiam.

Let us take a somewhat exotic example: the quarterstaff. By this, I mean an staff between 1,50 m and 1,80 m in length. So, everything between a “jo” and a “bo” (for the kobudo fans among the readers). We are not pedantic here.

Why is a quarterstaff of any interest, at all? I usually do not run around with one. However, somebody on a hike might be using a hiking staff. And if you are carrying something, you might as well know how to use it for self-defense. And I, for my part, just enjoy working with a big stick. There is something archaic and archetypical to it.

I have access to sources about combat systems for the staff, the bayonet-fixed rifle, the poleaxe, the lance, half-swording and the “Jägerstock”. These systems are from England, France, Germany, Italy and Japan. They were created in the 14th, 15th, 17th and 19th century.

I am looking forward to joining all these contents into a sensible system that fits into the context of civilian self-defense in the 21st century.

This website, especially the blog, will serve the purpose of informing the readers about the things I find out and learn pursuing my studies? It is promising to be an interesting journey. I invite everybody to accompany me.